Es war ein Sprung in die Sound-Moderne, mit dem die französische Popmusik Ende der Neunziger ihr traditionelles Image abgeschüttelt hat. Attacken aus der digitalen Nische mit Air, Daft Punk und der Super-Discount-Compilation wirkten damals wie ein Durchzug. Innovationen im elektronischen Spektrum statt Retro-Rock und provinzielle Superstars. Der French Touch stand für Eleganz und Seele in der digitalen Welt. Eine Formel mit weltweiter Ausstrahlung, die Phoenix später mit leichtfüßigen Gitarrensongs verknüpften. Frankreich lieferte den Beat des 21. Jahrhunderts, und die Pop-Welt schaute plötzlich genauer hin: Man erinnerte sich an die europäischen HipHop-Wegbereiter, dachte an IAM aus Marseille und die coolen Jazz-Entwürfe von MC Solaar. Das grenzenlose Crossover von Les Négresses Vertes und Manu Chao sprengte eh alle Kategorien. Längst war das auf unabhängigen Labels gereifte Spektrum über alle Strohfeuer-Trends erhaben. Auch die Nouvelle Scène Française konnte sich über die Jahre zur Singer-/Songwriter-Bewegung entwickeln. Eine mittlerweile weit verzweigte Szenerie mit direkten Drähten nach Deutschland. So verfolgt etwa das erfolgreiche Indielabel “Le Pop“ seit 2002 engagiert und kompetent die aktuellen Entwicklungen. Mit den Le-Pop-Compilations, aber auch durch legendäre Tanzveranstaltungen wie der “Tour de France“ wird hier eine Geschichte fortgeschrieben, die einst mit Dominique A, Benjamin Biolay oder Keren Ann begonnen hat. Popmusik aus Frankreich 2008, das zeigen auch die Gigs der Popkomm 2008 in Berlin, deckt längst eine Bandbreite ab, die von den erhabenen Auftritten einer Coralie Clément bis zum Fusion-Projekt Y.A.S. des Musik-Produzenten und DJs Mirwais reicht. Einst vom elektronischen Kick beflügelt, verknüpft die französische Szene heute Eigenständigkeit und Weltgeist in aller Vielfalt. Eine spezielle Mixtur, die mit vielen Neuheiten und Klassikern als FRENCH CONNECTION zu entdecken ist.